1. Preis - AllesWirdGut Architektur

Stadtplanungs- / Architekturbüro: 
AllesWirdGut Architektur ZT GmbH Wien München, Wien
Friedrich Passler, Georg Scherrer, Aline Schmidt, Jan Schröder
​​​​​​www.awg.at

Landschaftsarchitekturbüro:  
KIERAN FRASER LANDSCAPE DESIGN e.U., Wien
Kieran Fraser
www.kieranfraser.com

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Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag

Städtisch Leben in der Vorstadt:

Statt urban sprawl entsteht ein Archipel aus überschaubaren Stadtzentren, jedes für sich lebenswert und mit eigenständigem Charakter. Der Mehrwert für alle erwächst aus der Nachbarschaft dieser verschiedenen Welten.

Wir wollen:

  • mehr unbebautes Land durch stärkere Verdichtung
- weniger Verkehr, da jede dieser kleinen Städte vor Ort genug Lebensqualität bringt
  • 
mehr Kontakt und sozialen Austausch

  • einen anregenden städtischen Lebensraum, der BesucherInnen neugierig macht und BewohnerInnen stolz

 

Diese fünf Maßnahmen führen zum Ziel:

1: Natur zur Nachbarschaft:
Der Park liegt nicht verborgen im Stadtinneren sondern stellt als Naturraum den Kontakt zur Umgebung her:

Das Umfeld wird bereichert, das Neue ruft deshalb keine Ablehnung in der gewachsenen Nachbarschaft hervor.
Es entstehen große naturnahe Freiräume zwischen der Neuen Stadt und den gewachsenen Quartieren, für alle BewohnerInnen gemeinsam.
Die Neue Stadt wird zu einem gerahmten, wiedererkennbaren Ort: Sie bleibt als eigenständige Einheit sichtbar.

2: Der öffentliche Raum macht die Stadt
Eine Stadt ist nicht eine Ansammlung mehr oder weniger spektakulärer Gebäude. Ihr wertvollstes Gut ist der öffentliche Raum zwischen den Gebäuden.

Jedes Puzzle-Teil (eine eigene Nachbarschaft von ca. 100-150 Wohnungen) wird daher über einen zentralen Quartiersplatz definiert – der öffentliche Raum bildet also nicht die Grenze zur Umgebung sondern das Zentrum einer Nachbarschaft. 
Er stiftet Identität für seine BewohnerInnen, ist Lebensraum und Treffpunkt, bietet Orientierung aber auch Abwechslung.

3: Zwei Systeme von öffentlichem Raum: 


Für größtmögliche Flexibilität und Erlebnisdichte schlagen wir zwei verschiedene Freiraumsysteme vor: 
Ein städtisches, bestehend aus Plätzen und Gassen (Orientierung) und ein natürliches, aus Wasser, Garten, wild wucherndem Grün, Natur. (Abwechslung). 
Dank klar definierter Kontaktbereiche ist jedes Quartiers-Zentrum mit allen 8 benachbarten verbunden. 
Es entsteht wie von selbst eine verständliche und abwechslungsreiche Struktur. 
Alle anderen Aspekte einer Nachbarschaft (Typologien, Dichte, Körnung, Form und Anordnung der Freiräume) können sich von Puzzle-Teil zu Puzzle-Teil stark unterscheiden.

Es entsteht eine kleinteilige Collage aus verschiedenen räumlichen Situationen für verschiedene Bedürfnisse: Ein synergetischer Organismus, eine lebendige Neue Stadt.

4: Reaktion auf die Umgebung:
Höhenentwickung und Dichte-Verteilung der Stadt reagieren auf die Umgebung: 
Das Zentrum rückt direkt an Straße und Bahnhof.
 Durch seine höhere Bebauung wird der Rest der Stadt vor Lärm geschützt. 
Anlieferung und ruhender Verkehr passiert gleich am Stadteingang.
Zur Straße/S-Bahn hin wird die Stadt auch in der Fernsicht erlebbar.
Der Naturpark an sonstigen Schnittstellen kann alles weitere.




5: öffentliches Erdgeschoss:
Die Stadt ist auf ein Maximum an öffentlichem Leben ausgelegt:
95% des Stadtraums ist öffentlich nutzbar – Es gibt Raum für alle Ideen. 
Das wird ermöglicht durch den überall verwendeten Stadtsockel: Alle Gebäude haben ein 4m hohes EG (geeignet für Kultur/Arbeit/Verkauf/Sozialeinrichtungen) sowie darüber zwei höhere Geschosse: Zum Arbeiten geeignet oder zum gut wohnen auch in den untersten Stockwerken. 
Das Quartier kann so flexibel auf zukünftige Änderungen reagieren.

Die Wohnungen sind modular gedacht: Die Kernwohnungen in den Obergeschossen sind klein. Dafür gibt es im EG die Möglichkeit Räume für öffentlichere Wohnnutzungen dazu zu mieten (Werkstätten / Gemeinschaftswohnküchen / home offices / Gästezimmer etc.)

Freiraum / Ökologie / Verkehr:

Die Neue Stadt stellt ihren BewohnerInnen drei verschiedene Systeme von Freiraum zur Verfügung: 

Das städtische System aus Plätzen und Straßen bietet viel Platz zur Aneignung durch verschiedenste BenutzerInnen und gewährleistet gleichzeitig die Erreichbarkeit aller Gebäude mit Servicefahrzeugen.
Dank der Position der Parkhäuser am Zentrums- und Stadtrand kann wenn gewollt die gesamte Stadt PKW-frei sein. 


In einem deutlich spürbaren Kontrast zum urbanen Stadtraum werden durch das natürliche System weite Freiflächen und Innenhöfe im Sinne einer hohen Klimaresilienz intensiv durchgrünt. Artenreiche Vegetationsflächen mit Totholz, Wasserstellen, Steinarrangements und Nistkästen schaffen vielfältige Habitate für Pflanzen und Tiere.

Ein dichtes und weit verzweigtes Netz naturnaher Grün- und Retentionsflächen verbindet alle Bereiche der Stadt mit dem „wilden“ und weitestgehend unkontrollierten Grüngürtel in der Peripherie.

Robuste Wiesen und artenreiche Pflanzflächen schaffen ein vielseitiges und naturnahes Angebot für Mensch, Tier und Pflanze. Unversiegelte, nicht unterbaute Grünflächen und zahlreiche Bäume verhindern Hitzeinseln und leisten einen wichtigen Beitrag zum thermischen Komfort der Stadt. Ökologische Prozesse und naturräumliche Qualitäten werden auf selbstverständliche Art und Weise sinnlich und atmosphärisch erlebbar gemacht.


Die Dachflächen als drittes System werden produktiv genutzt: Aufgeständerte Photovoltaikanlagen erzeugen gleichzeitig Strom und Schatten für die darunterliegenden privat oder halbprivat nutzbaren Dachterrassen und Dachgärten. Intensive Gründächer bieten die Möglichkeit zum Gartenanbau. Nachdem Stadt- und Naturraum weitgehend der Öffentlichkeit vorbehalten sind, werden die Dächer eher zu Rückzugsräumen für einzelne Parteien oder Hausgemeinschaften.