Architekten BKSP Grabau Obermann Ronczka und Partner mbB

Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag

Aufgabe

Im Rahmen der Berliner Schulbau Offensive ist beabsichtigt, am Standort Garzauer Straße eine integrierte Sekundarschule mit sechs Zügen der Sekundarstufe I, sowie einer Sporthalle mit drei Hallenteilen zu errichten. Mit der angestrebten Öffnung von Schulbibliothek, Aula, Sporthallen für außerschulische Zwecke und der beabsichtigten Doppelnutzung des Schulgartens durch die Nachbarschaft sollen Impulse für die Qualifizierung der Umgebung gesetzt werden.

Situation

Das Wettbewerbsgebiet befindet sich im Bezirk Marzahn-Hellersdorf im Norden Biesdorfs. Es ist Teil des sogenannten Cecilienviertels, das in weiten Teilen von Wohngebäuden in Großtafelbauweise mit sechs bis elf Geschossebenen geprägt wird. Das Planungsgrundstück wird begrenzt durch die Wuhlstraße im Westen, den Buckower Ring im Süden, die Garzauer Straße im Osten, sowie einen Fußweg im Norden. Die ÖPNV-Haltepunkte an der Cecilienstraße und Blumberger Damm sind fußläufig erreichbar. Das Plangrundstück weist eine Fläche von ca. 15.100 m² und eine leichte Hanglage auf. Auf dem Plangrundstück befinden sich zwei Bestandssporthallen, die erhalten bleiben, für die künftige Schulnutzung aber nicht zur Verfügung stehen. Das Plangrundstück stellt sich weitgehend als Brache dar und weist einen mehrschichtigen Gehölzbestand auf.

Städtebau

Der geplante Neubau der Integrierten Gesamtschule Garzauer Straße ist als räumlich ordnender Baustein im Stadtquartier entwickelt. In kontrapunktischer Setzung zu den umgebenden Wohnscheiben entlang der Straßenräume wirken Schulbau und Sporthallen als neue Schwerpunkte zwischen den „eingestreuten“ kubischen Bestandskörpern. Damit wird eine Rhythmisierung der Freiräume am Antritt und zwischen Schule und Sporthallen (Bestand und Neubau) geschaffen.

Der Schulneubau ist als gegliederter Baukörper mit drei Ebenen geplant. Die Adressbildung erfolgt nach Norden zum Platz. Der Sporthallenneubau ist als Baukörper mit ein bzw. zwei Ebenen entwickelt. Die externe Erschließung erfolgt von Osten. Die interne (schulische) Erschließung erfolgt vom Schulhof im Westen. Schulbaukörper und Sporthallen sind im Dialog mit den im Plangrundstück befindlichen Bestandshallen als Ensemble entwickelt, das den vorhandenen Grünbestand in die Raumfolgen der Freiflächen einbindet.

Hochbau

Der geplante Neubau für die Integrierte Sekundarschule Garzauer Straße ist als kompaktes, gleichwohl gegliedertes, Volumen entwickelt. Die Setzung erfolgt am Platz mit eindeutiger Adressbildung. Die Haupterschließung erfolgt von Norden (ÖPNV), ergänzt um die halböffentlichen Nutzungen mit Stadtteilbezug: Bibliothek, Mensa, Aula und Schul-/Stadtteilgarten. Der geplante Neubau erstreckt sich über drei Geschossebenen.

Im Erdgeschoss sind die Gemeinschaftsflächen Aula, Mensa und Foyer zuschaltbar kombiniert. Die Fachräume bilden einen separaten Bereich mit Außenraumbezug zu Werkhöfen bzw. grünen Labors, Küchenterrasse.

Leicht auffindbar am Eingang ist die Verwaltung mit Leitung und Beratungsraum angeordnet. Eine zentrale kommunikative Treppenanlage erschließt kurzwegig sämtliche Ebenen.

Die zwei Obergeschosse nehmen je drei Compartments auf. Das Raumgefüge der Compartments ist um jeweils ein zentrales Forum mit Lehrerstation als gemeinschaftliche Mitte organisiert. Stammgruppen und Differenzierungsräume stehen im direkten Verbund miteinander. Von hier ist Freiraum (grünes Klassenzimmer) über separate Außentreppen erreichbar. Ergänzt werden die Compartments im ersten Obergeschoss durch Therapieräume mit Außenterrasse, sowie im zweiten Obergeschoss durch EDV-Angebote.

Der geplante Schulneubau gliedert die Freiflächen in dem westlich gelegenen Schul-/Stadtteilgarten mit Bezug zu Aula und Mensa und dem östlich gelegenen Schulhof samt Außensportflächen und Sporthallenneubau. Verbunden werden diese großen Freiräume über die grünen Werkhöfe entlang der ost-/westverlaufenden Schulstraße.

Der geplante Neubau der Sporthalle ist am nordöstlichen Grundstücksrand positioniert. Er ist sowohl von der Schulstraße über den Schulhof als auch vom öffentlichen Straßenraum der Garzauer Straße (für nachschulische Nutzungen) erreichbar. Die Halle ist einfach und klar gegliedert. Der Lehr-/Mehrzweckraum hat direkten Bezug zum Schulhof.

Schule und Sporthalle sind als (konstruktionsoffene) Skelettbauten entworfen. Die Hülle ist als Lochfassade entwickelt und mit Ziegel und Holz bekleidet.

Freiraumkonzept

Das Freiraumkonzept ist durch eine Abfolge von Grünräumen geprägt, die vielfältige Angebote schaffen und eigene Charaktere ausbilden: Das Entrée der Schule wird wesentlich durch die bestehende, Bauüberstandene, öffentliche Platzfläche bestimmt, zu der sich auch Bibliothek und Mensa öffnen.

Nach Westen schließt der Schulgarten mit eingegrünten Terrassenflächen vor der Aula und Mensa an. Mit der Anlage des Schulgartens wird auch ein Angebot an das umgebende Stadtquartier formuliert, indem dort die Umsetzung von gemeinschaftlichen urban gardening Projekten angestrebt wird.

Nach Osten ermöglicht der Schulhof informelles Spiel und Freizeitgestaltung. Dabei bilden sowohl die bestehende Topographie, als auch die Baum-/Gehölzstruktur ideale Voraussetzungen zur kleinräumlichen Differenzierung von Nutzungsangeboten in Licht- und Schattenzonen. Die Sportanlagen für Außensport sind im Verbund mit dem Hallenneubau am östlichen Rand des Plangrundstücks geplant.

Verbindendes Element zwischen den Freiräumen des Schulgartens und des Schulhofes sind die Werkhöfe, die sich quer durch den Neubau der Schule von West nach Ost erstrecken und sowohl als grüne Werkstätten als auch als geschützte Ausstellungsräume genutzt werden können.

Nachhaltigkeit

Der geplante Neubau der Integrierten Sekundarschule Garzauer Straße ist als Ensemble kompakter Baukörper geplant. Das Tragwerk ist als einfaches, durchlaufendes Skelett mit üblichen Spannweiten entwickelt, um sich auch ändernden Raumbedürfnissen flexibel anpassen zu können und eine langanhaltende Nutzungsdauer zu sichern. Tragachsen sind in den Fassaden und den Flurlängswänden vorgesehen.

Das Brandschutzkonzept schafft die Basis für fließende Raumzusammenhänge bis ca. 400 m², um das Lernen in offenen Compartments zu ermöglichen, und auch für mögliche andere Lernformen hinreichend räumliche Offenheit bietet.

Die Hülle ist als gerasterte Lochfassade geplant und maßvoll perforiert, um eine hohe Tageslichtautonomie und einen ausreichenden Schutz vor äußeren thermischen Lasten zu erreichen (außenliegender Sonnenschutz). Die Neubauten weisen ein hybrides Lüftungssystem auf: Neben der Fensterlüftung sichert eine mechanische Lüftung den hygienischen erforderlichen Luftwechsel. Die mechanische Lüftung ist zentral/dezentral ausgelegt: Die Versammlungsräume und die Verwaltung werden zentral (Lüftungszentrale im 2. OG) versorgt. Die Unterrichtsräume/ Fachräume verfügen über eine dezentrale Fassadenbelüftung (Nachtauskühlung).

Auf den Dachflächen sind PV-Anlagen aufgestellt. Die übrigen Dachflächen sind begrünt. Anfallendes Regenwasser der Dachflächen wird in Zisternen gesammelt und für die Bewässerung der grünen Freiräume genutzt.

Für Baukonstruktion und Oberflächen werden robuste und natürliche Materialien (in ihrer „natürlichen Farbigkeit“) mit geringem Wartungsaufwand vorgeschlagen. Sowohl in der Hülle als auch im Inneren soll Holz die Neubauten wesentlich prägen. Die Hülle der Erdgeschossebenen ist mit Backstein bekleidet. Dieses Material ist langlebig und widerstandsfähig auch bei Beschädigung bzw. Vandalismus. Zur Optimierung der Planungs- und Bauprozesse kann die Vorfertigung von Bauelementen erheblich beitragen. Dabei erscheint der Einsatz von Fertigteilen aufgrund der wiederholenden/gestapelten Grundrissstruktur sinnvoll. Auch für den Ausbau sollen standardisierte Bauelemente Verwendung finden.