Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten

Eisenacher Straße Außenansicht Heinle Wischer

Architektur:
Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten

Landschaftsarchitektur:
Landschaftsarchitektur BOS GbR

Tragwerksplanung:
Wetzel & von Seht

Technische Gebäudeausrüstung:
WINTER GmbH

Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag

1. Entwurfs- und Freiraumkonzept

Leitgedanken

Die neue integrierte Sekundarschule an der Eisenacher Straße in Berlin-Mariendorf soll ihr anspruchsvolles pädagogisches Konzept nach innen und außen vermitteln. Mit der gestaffelten und aufgelockerten Anordnung der 2- bis 3-geschossigen Baukörper soll für den Ort eine besondere städtebauliche Figur entwickelt werden, die einen geschützten Freiraum und eine klare städtebauliche Fassung zum öffentlichen Straßenraum und zu den Nachbarn schafft. Die Sporthalle bildet dabei gemeinsam mit den Sportanlagen den nördlichen Abschluss.

Die innere Erschließung wird durch einen Schulboulevard geprägt, der sich als Mitte und Herz des Ganzen vom Haupteingang bis zum Pausenhof erstreckt. Er wird flankiert durch zwei Patios, über die viel Tageslicht ins Innere gelangt. Dieser Bereich öffnet sich außerdem als aufgeweitete Raumzone für den multifunktional nutzbaren Mehrzweckraum und der Mensa/Cafeteria. Die Compartments werden als Module versetzt zueinander angeordnet mit klaren inneren Strukturen und freien Ausblicken aus allen Räumen und gleichzeitig einem umlaufenden Tageslichteinfall. Sie sind nach dem Prinzip eines offenen Forums organisiert, an dem sich zu beiden Seiten die Klassenräume mit den zwischengeschalteten Gruppenräumen organisieren. Diese pädagogische Mitte bietet den Schüler:innen eine freie, zwanglose Sphäre als Sinnbild für das Lernen in einer offenen Gesellschaft.

Durch die Verwendung des Baustoffs Holz wird ein hoher Vorfertigungsgrad erreicht und Aspekten der Nachhaltigkeit Rechnung getragen werden. Es wird eine modulare Struktur angestrebt, die eine wirtschaftlich angemessene, flexible Bauweise gewährleistet.

Erschließung

Direkt an der Eisenacher Straße liegen der Haupteingang, die Anlieferung (Küche und textiles Gestalten) sowie die Zufahrten zum Binnenbereich, über die auch die Werkstätten erschlossen werden sowie die Feuerwehreinfahrt auf das Gelände. Sie erhält Zugänge sowohl von der Schulseite als auch von der östlich gelegenen Grundschule. Die innere Erschließung erfolgt über den Schulboulevard, der vom Haupteingang bis zum Pausenhof führt. An diesem liegen rechts und links jeweils die Treppenhäuser, die zu den Compartments führen.

Alle Bereiche der Schule und Sporthalle sind über Aufzüge barrierefrei zu erreichen. Alle Ebenen verfügen ebenso über barrierefreie WC‘s. Ein adäquates Leitsystem und weitere Maßnahmen, wie klare Farbgebung, niederschwellige Außenbereiche, ausreichende Durchgangsbreiten in allen Bereichen sind umnutzbar.

Funktionelle Ordnung

Schule

Erdgeschoss

  • - Mehrzweckbereich (multifunktionaler Mehrzweckraum und Mensa/Cafeteria)
  • - Fachraumbereiche Musik und Kunst
  • - Fachraumbereich Naturwissenschaften
  • - Fachraumbereich Wirtschaft - Arbeit - Technik
  • - Lernwerkstatt Informatik
  • - Verwaltungsbereich
  • - Wirtschaftsbereich

1. Obergeschoss

  • - 3 Compartments - Allgemeiner Unterrichtsbereich
  • - Bibliothek und Inklusion
  • - Technik

2. Obergeschoss

  • - 3 Compartments - Allgemeiner Unterrichtsbereich

Sporthalle

Die Sporthalle wird zweiseitig über jeweils zwei kleine getrennte Foyers erschlossen: westlich vom Schulbereich der ISS, östlich von der Grundschule. Die beiden Dreifachsporthallten werden übereinander gestapelt. Für die untere und obere Sporthalle sind jeweils auf der Hallenebene die Geräteräume angeordnet, darüber die Umkleidebereiche mit Wasch-/Duschräumen und weitere Nebenräume, dazu Lehrer- und Übungsleiterräume, Abstellräume sowie jeweils eine Galerie entlang der Sporthalle. Ferner sind ebenerdig auch der Außengeräteraum etc. vorgesehen.

Freianlagen

Die Außenanlagen der Sekundärschule schaffen einen naturnahen Raum, in dem Bewegung, Erholung und das Zusammenkommen auf unterschiedlichen Ebenen ermöglicht wird. Das gesamte Gelände ist von einer hohen Aufenthaltsqualität prägt und eröffnet durch barrierefreie Höhenunterschiede eine grüne Erlebniswelt.

Sportanlagen

Die unterschiedlich gestalteten Sportplätze ermöglichen der ISS sowie der angrenzenden Grundschule die Ausübung verschiedenster Mannschafts- und Einzelsportarten unter freiem Himmel. Auf gleichem Grundstücksniveau mit der Sporthalle befinden sich die Laufbahn mit Weitsprunganlage und das Kleinspielfeld, wodurch eine günstige Lage zu Umkleiden und Sanitäranlagen geschaffen wird. In der nordwestlichen Ecke des Grundstücks auf Höhe des Schulgebäudes schafft eine Gymnastikwiese einen ruhigen Rückziehungsort für Sport- und Meditationsübungen.

Freizeitflächen mit Ausstattung

Die Ausstattung der Freizeitflächen bietet verschiedene Aufenthaltsmöglichkeiten und liefert zahlreiche Anregungen für spielerisches Lernen, Bewegung und Erholung.

Ins Zentrum des Schulhofgeländes rückt der Schulgarten, der mit seinen abwechslungsreich gestalteten Rabatten und Hochbeeten praxisorientiertes Lernen fördert und den zielgerichteten Umgang mit Pflanzen und Natur vermittelt. Der hier bereits vorhandene Walnussbaum bildet eine sinnvolle thematische Ergänzung und kann erhalten werden. Organische Materialien wie Holz und Wasser grenzen den Schulgarten ein und reflektieren den nachhaltigen Ansatz der ISS.

Den Übergang vom Schulgarten in den Spielbereich bildet ein pädagogischer Barfußpfad mit Wasserspielelementen, der vor allem in den warmen Sommermonaten für aktive Erfrischung sorgt. In unmittelbarer Nähe zum Schulgarten befinden sich zahlreiche Spielflächen mit Klettergeräten und kleiner Kletterwand, einer Hangrutsche, zwei Schaukeln sowie großzügige Spielsandflächen. Zwei Pergolen entlang der Rutsche bilden eine überdachte Aufenthalts- und Erholungsfläche, auf der im Sommer Grill- und Schulfeste veranstaltet werden können.

Sitzpodeste im Garten dienen der optischen Auflockerung der Spielflächen und stehen zur Nutzung als offenes, grünes Klassenzimmer zur Verfügung. Für größere Zusammenkünfte und Veranstaltungen ist ein auf- und abbaubares Amphitheater auf dem im Norden gelegenen Kleinspielfeld denkbar, das im unteren Bereich von einer weitläufigen Sitztreppe gesäumt wird.

Der im Partizipationsverfahren ausdrücklich erwünschte Bolzplatz fügt sich passend vor der Sporthalle ein und lädt auch die Schüler und Schülerinnen der angrenzenden Grundschule zur Nutzung ein. Die Wegefindung wird durch eine aufgelockerte und weitgehend ebenerdige Gestaltung des Bereichs zwischen Sporthalle und Grundschule unterstützt. Anziehungspunkt bilden drei Trampoline auf dem Übergang von ISS zur Grundschule, die die Begegnung verschiedener Altersgruppen erleichtert. Eine umfangreiche Begrünung rahmt die Sporthallen ein und ermöglicht weitläufige Begegnungs- und Erholungsräume. Der Hügel vor der Sporthalle lädt zur kreativen Nutzung und Entspannung ein.

Im südlichen Teil der Freianlage befindet sich vor der Schulmensa eine organisch geformte Terrasse in Holzausfertigung, die Raum zum Essen im Freien bietet und sich in Freistunden als Lernbereich im Außenraum anbietet.

Erholungsflächen

Rasen und Gehölze erstrecken sich über das gesamte Schulgrundstück und reflektieren das Konzept einer nachhaltigen und naturnahen Schule. Durch die umfangreiche Begrünung bietet die Anlage viele Möglichkeiten zur Erholung und aktiven Entspannung. Die Bepflanzung der Innenhöfe und eine sparsam gewählte Ausstattung mit Sitzpodesten bilden ruhige Ecken für den Rückzug und erlaubt während des Unterrichts einen erholsamen Blick ins Grüne aus den Klassenzimmerfenstern.

Pflanzflächen unterschiedlicher Ausprägung

Schulgebäude und Sporthalle werden von verschiedenen, pflegeleichten Gehölzen eingerahmt, die als natürlicher Graffiti-Schutz für Wände und Mauern dienen. Die ausgeprägte Durchgrünung des Geländes sorgt für einen niedrigen Versiegelungsgrad des Bodens und fördert dadurch den Immissions- und Lärmschutz. Gehölz- sowie Baumbeete erstrecken sich über die gesamte Anlage, spenden im Sommer Schatten und tragen zur natürlichen Abkühlung der Pausenflächen bei.

Befestigte Flächen

Die außenräumliche Wegführung spiegelt die innenräumlichen Achsen der Schulgebäude wider. Um die Wegefindung zu erleichtern und eine gemeinsame Nutzung der Pausenflächen zu fördern, wurden die Sichtachsen der verbindenden Wege zwischen Grundschule und ISS offen gestaltet.

Der Müllplatz sowie die Stellplätze für mobilitätseingeschränkte Personen sind günstig an der Straßenkante der einzigen asphaltierten Straße im Gelände verortet. Nördlich wird der Asphalt von einer Rasenfläche abgelöst, die als Feuerwehrzufahrt, -wendeschleife und -aufstellfläche dient. Die Gehwege zwischen den Gebäuden und Freiflächen werden mit wasser- und luftdurchlässigen Materialien ausgefertigt. In einer Entfernung von ca. 30 bis 60 Metern zu den Seiteneingängen der Kunst- und Musikräume und etwa 40 bis 60 Metern zur Sporthalle befinden sich 200 überdachte Fahrradstellplätze mit 100 Kreuzbügeln. Im Einklang mit dem Gesamtkonzept einer grünen Schule sind die Parkplätze nicht vollständig versiegelt, sondern mit Rasengittersteinen versehen.

Sonstiges

An der nördlichen Grundstücksgrenze bilden Baumpflanzungen eine natürliche und grüne Trennung des Geländes zu den angrenzenden Gewerbeflächen und unterstützen eine intuitive Wegeführung zwischen den beiden Schulen. Fassadennahe Bepflanzungen und gehwegangrenzende Rasenflächen bilden die grüne Kulisse im Eingangsbereich des Schulgeländes, auf dem die Errichtung von drei Fahnenmasten vorgesehen ist.

Die Regenentwässerung für die Schulanlage wird über ein Versickerungssystem mit Drosselableitung (Variante V, siehe Gutachten zur Regenwasserbewirtschaftung) erfolgen. Die Errichtung eines Rigolensystems auf dem Schulgrundstück wird durch das Gutachten ökologisch sowie wirtschaftlich begründet. Die sichtbaren Elemente des Systems können als Living Lab dienen, in dem sie über die Nachhaltigkeit eines Regenwasserversickerungs- und Reinigungssystems am Praxisbeispiel vor Ort lernen können.

2. Konstruktion und Materialien

Tragwerkskonzept

Der geplante Schulneubau gliedert sich in quadratförmige Kuben mit einem Erdgeschoss und 1 bis 2 Obergeschossen, die gestaffelt angeordnet sind. Zugehörig zum Schulbau wird eine Doppel 3-fach-Sporthalle geplant.

Schulneubau

Das Erdgeschoss ist als monolithisches Sockelbauwerk vorgesehen. Die Decken sind größtenteils als unterzugsfreie Flachdecken mit einer Stärke von h = 35 cm und einer Spannweite von 8,00 m x 9,00 m konzipiert. Die Obergeschosse sind in Holz-Beton-Hybridbauweise geplant. Diese Decken bestehen aus Holzbalken ca. 28/40 cm im Konstruktionsraster von ca. 1,50 m. Oberhalb der Holzbalken ist eine ca. 14 cm starke Stahlbetondecke geplant, die im Verbund mit den Balken ausgeführt wird. Im Fassadenbereich des Holzbaus werden Doppelstützen im Raster von 3,00 m angeordnet.

Die Gebäudeaussteifung erfolgt über die Stahlbetondeckenscheiben in Verbindung mit Treppenhaus- sowie Aufzugskernen.

Der konstruktive Brandschutz von Holzbauteilen in F90 wird über die Abbrandrate gemäß EC5 nachgewiesen. Brandschutzverkleidungen sowie Verbindungsmittel sind gemäß EC5 und DIN 4102 bis zu einer Feuerwiderstandsklasse F60 geregelt. Abweichend davon wird der Nachweis von Verbindungsmitteln und Verkleidungen nach alternativen Lösungsvarianten aus der Literatur basierend auf der DIN EN 1995 und der DIN 4102 bzw. mit ingenieurmäßigen Methoden erfolgen. Holzanschlüsse werden weitestgehend ohne statisch erforderliche Verbindungsmittel über Ausklinkungen geplant.

Die Gründung des Gebäudes erfolgt als Flachgründung auf einer elastisch gebetteten Bodenplatte bzw. Einzel- und Streifenfundamenten.

Sporthalle

Die Sporthalle gliedert sich infolge der Nutzung in einen Bereich für Umkleide-, Geräteräume und Galerien über alle Geschosse EG bis 3. OG sowie zwei geschossübergreifende 3-fach Sporthallen im EG bis 1. OG und 2. OG bis 3. OG. Zwischen den Bereichen werden Unterzüge als Deckenauflager der Hallen angeordnet.

Der 4-geschossige Komplex der Umkleide-, Geräteräume und Galerien ist in Massivbauweise und größtenteils unterzugsfreien Flachdecken mit einer Stärke von h = 28 bis 30 cm und einer Spannweite von 7,50 m x 6,50 m geplant. Im Bereich der 3-fach Sporthallen sind Spannweiten von ca. 24,00 m zu überbrücken. Die untere Sporthalle ist daher als eine Verbundträgerdeckenkonstruktionen (Stb.- Decke h = 35 cm und I-Schweißprofile h = 1,45 m alle 3,75 m) vorgesehen. Zur Reduzierung der Schwingungen in der Nutzungsphase sind Schwingungstilger für die Verbundträger zu berücksichtigen. Die Dachkonstruktion der gesamten Sporthalle besteht aus einer Vollholzdecke auf Brettschichtholz-Fachwerkträgern alle 3,75 m mit einer Höhe von etwa 2,00 m und einer Spannweite von etwa 24 m im Hallenbereich sowie etwa 12 m im Galerie-/ Umkleidenbereich.

Die Gebäudeaussteifung erfolgt vertikal über die Stahlbetonkerne und -wände sowie horizontal über die Geschossdeckenscheiben.

Die Gründung des Gebäudes erfolgt als Flachgründung auf einer elastisch gebetteten Bodenplatte bzw. Einzel- und Streifenfundamenten.

Brandschutz

Der geplante Schulneubau sowie die Sporthalle bestehen je aus einem Baukörper.

Die Schule wird aufgrund der Höhe des Fußbodens des obersten Aufenthaltsraumes von ca. 9,5 m, die Sporthalle von 13 m in die Gebäudeklassen 5 nach Bauordnung Berlin/BauO Bln sowie MSchulbauR eingestuft und bewertet.

Nach § 2 (4) BauO Bln erfüllen die Gebäude mindestens folgende Sonderbautatbestände:

  • - 3. Gebäude mit mehr als 1.600 m² Brutto-Grundfläche des Geschosses mit der größten Ausdehnung (Schule)
  • - 7. Versammlungsstätten mit Versammlungsräumen, die insgesamt mehr als 200 Besucherinnen und Besucher fassen, wenn diese Versammlungsräume gemeinsame Rettungswege haben (Schule, EG; Sporthalle, wenn mehr als 200 Personen auf gemeinsame Rettungswege angewiesen)
  • - 13. Schulen, Hochschulen und ähnliche Einrichtungen (Schule, Sporthalle)

Die Bewertung erfolgt grundsätzlich entsprechend der aktuell gültigen Bauordnung für Berlin/BauO Bln sowie der Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR) und im Falle einer Versammlungsstätte gemäß Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättV).

Das Gebäude ist auch unmittelbar durch für die Feuerwehr passierbare Straßen aus zugänglich, wo auch Bewegungsflächen angeordnet werden; außerdem sind auf dem Grundstück Bewegungsflächen geplant, so dass von dort alle Treppenräume und rückwertige Gebäudeteile nach max. 50 m erreicht werden können. In allen Bereichen der Gebäude werden die Rettungswege baulich sichergestellt, die Anordnung von Aufstellflächen ist nicht erforderlich.

Alle Rettungswege werden baulich sichergestellt. Im Erdgeschoss erfolgt dies über die Ausgänge direkt ins Freie (je zwei Ausgänge pro Nutzungsbereich). In den Obergeschossen besteht Zugang zu mindestens je zwei Treppenräumen. Die Rettungswege in der Schule werden clusterweise (max. 400 m², geringfügige Überschreitung 10 % tolerierbar) wie folgt organisiert: Es steht je Cluster mindestens ein direkter Zugang zu einem Treppenraum zur Verfügung; der zweite Rettungsweg führt über das benachbarte Cluster und den dortigen Treppenraum. In der Sporthalle stehen pro Halle mindestens direkte 2 Ausgänge (EG) oder mindestens 2 Zugänge zu Außentreppen (Sporthalle) zur Verfügung. Die maximale Rettungsweglänge des ersten Rettungsweges darf max. 35 m betragen. Die nutzbare Breite der Ausgänge von Unterrichtsräumen und sonstigen Aufenthaltsräumen sowie notwendiger Treppen muss mindestens 1,20 m je 200 darauf angewiesener Benutzer:innen betragen. Ausgängen von Unterrichtsräumen und sonstigen Aufenthaltsräumen müssen jedoch mindestens 0,90 m (bei weniger als 200 darauf angewiesenen Personen). Im Erdgeschoss können alle notwendigen Treppenräume ebenerdig direkt ins Freie verlassen werden, im weiteren Verlauf kann dann über das Gelände das öffentliche Straßenland erreicht werden.

Aufgrund der Ausdehnung des Gebäudes von mehr als 40 m ist mindestens eine innere Brandwand vorgesehen.

Die Rauchableitung aus den außenliegenden Räumen kann über von Hand zu öffnende Fenster in der Fassade erfolgen. Für innenliegenden Räume >15 m² sind, sofern eine Rauchableitung über Schächte etc. nicht möglich ist, geeignete Maßnahmen zu treffen, z. B. maschinelle Rauchableitung. Innenliegende Räume von Nutzungseinheiten können über angrenzende Räume derselben Nutzungseinheit und dortige Möglichkeiten zur Rauchableitung entraucht werden. Für die Schule (auch Sporthalle) wird eine Alarmierungsanlage geplant, durch die im Gefahrenfall die Räumung der Schule eingeleitet werden kann (Hausalarmierung).

Ausbau

Im Inneren zeigt sich die klare Materialität im Dreiklang aus Holz, Sichtbeton und Metallelementen. Für die allgemeinen Unterrichtbereiche sind warme, haptische Materialien angedacht. Böden werden beschichtet und teilweise mit besonders nachhaltigen und vor allem robusten heimischen Lärchenholz belegt. Die Klassenräume werden durch eine Funktionswand (Technikanschlüsse, Staumöglichkeiten etc.) zum Forum hin gefasst und nach außen über der Brüstung verglast.

Raumakustik

In den Unterrichtsräumen sind Akustikdeckensegel/Baffel und ca. 13 m² Wandabsorber je Klassenraum vorzusehen, um die Speichermassen der Decken auszunutzen zu können. Dies wird auch für die Teamräume und die Aufenthalts-/Mehrzweckbereich empfohlen. In der Aula sind zusätzliche Wandabsorber erforderlich, um eine der Nutzung angemessene Nachhallzeit und Schallpegelverteilung zu gewährleisten. Für die Mensa wird eine vollflächige Akustikdecke empfohlen, um eine hohe Bedämpfung und Lärmreduzierung zu gewährleisten.

Gebäudehülle, Fassade, Dach

Die Fassaden des Erdgeschosses sind als Sichtbetonfassade mit eingelassenen bündigen Holzfenstern konzipiert, die Fassaden im 1. und 2. OG als Holzkonstruktion mit modularen Elementen (b = 1,50 m), darin eingepasst die Fensterelementkonstruktion mit Lärchenholz.

Wesentliche Merkmale der Fassade sind der außenliegende Sonnenschutz, die opaken Brüstungen, die Reduzierung der Raumkühllast, die Lichtlenkfunktion zur Tageslichtnutzung, die Fensterlüftung, die geräuscharme zugluftfreie Luftführung und die mechanische Be- und Entlüftung zur ausreichenden Sauerstoffversorgung.

Die Dächer der Compartments werden extensiv begrünt. Über den Dächern der Compartments liegen die drei dezentralen technischen Einheiten für die Schule mit aufgesetzten PV-Modulen.

3. Umsetzung der Nachhaltigkeitsanforderungen

Technische Gebäudeausrüstung

Die Ver- und Entsorgung der Schul- und Sportgebäude mit Trinkwasser und Regen- und Schmutzwasser erfolgt durch die Netze der Berliner Wasserbetriebe.

Es ist vorgesehen, Regenwasser vollständig auf dem Grundstück zu versickern. Ein Teil des anfallenden Niederschlags wird über einen unterirdischen Tank gesammelt und dient der Bewässerung der Außenflächen. Die Sanitäranlagen werden mit zweckmäßigen aber robusten Objekten und Accessoires ausgestattet.

Im Zusammenhang mit einer effizienten Be- und Entlüftung sollen die Sanitärräume eine hohe Aufenthaltsqualität bekommen und sich durch einfache Reinigungs- und Wartungsmöglichkeiten auszeichnen.

Die Heizwärme wird über das Fernwärmenetz der Vattenfall auf dem östlichen Grundstücksteil bereitgestellt. Der Primärenergiefaktor von 0,45 unterstützt die Einhaltung der EnEV-Vorgaben. In der Schule und in der Sporthalle ist je ein Hausanschlussraum ebenerdig im Erdgeschoss angerechnet. Die Warmwasserbereitung für die vorgenannten Bereiche wird durch den Einsatz von Solarthermischen Kollektoren unterstützt. Die Bereitstellung der Anlagentechnik und deren Betreibung erfolgt durch einen externen Dienstleister.

Die Be- und Entlüftung der Unterrichtsräume wird durch mechanische Teilklimaanlagen unterstützt. Eine Fensterlüftung ist in allen Räumen möglich. Zu den Zeiten, in denen Fensterlüftung aus Witterungsgründen oder aus anderen Gründen (Lärm, Pollenflug etc.) vermieden werden soll, übernehmen die RLT-Anlagen die Aufgabe des hygienischen Außenluftwechsels. Dabei leistet eine einfache CO2-Sensorik die Überwachung der Raumluftqualität und steuert die Luftmengen bedarfsgerecht nach dem Prinzip der variablen Volumenstromregelung.

Zur Erreichung von geringen Druckverlusten werden die RLT-Geräte mit seitlichem Sichtschutz auf dem jeweiligen Dach des zu versorgenden Gebäudes angeordnet. Da die Gebäude nicht unterkellert sind, wird auf diese Weise wertvolle Nutzfläche generiert.

Die Schachtquerschnitte werden mit 2 m² je Compartment kalkuliert.

Besondere Bedeutung hat die akustische Raumqualität. Diese wird in den Büros u. a. durch den Einsatz von hocheffizienten Telefonieschalldämpfern sichergestellt.

Die Flure stellen die Leitungswege für die Luftverteilung dar. Zu- und Abluft wird auf der jeweils dem Flur zugewandten Seite dem Raum zur Verfügung gestellt.

Für die Beleuchtung kommen zu den Tages- und Jahreszeiten, in denen das Tageslicht nicht ausreichend ist, LED- Leuchtmittel zum Einsatz. Diese Leuchten verfügen über eine energiesparende Tageslichtsensorik und Präsenzschaltungen. Das Kunstlicht wird mit einer Farbtemperatur im Tageslichtspektrum angeboten. Die Leuchtmittel sind dimmbar und sorgen für blendfreie, bildschirmgerechte Ausleuchtung der Klassenräume.

Die Summe der vorbeschriebenen Maßnahmen sorgt für eine nachhaltige Anlagentechnik, einfache Wartung und Betreibung. Die Eingriffsmöglichkeiten durch die Nutzer:innen/ Betreiber:innen sind solide und zweckmäßig strukturiert.

Für die Sporthallen und die Umkleiden wird ein weiteres RLT-Gerät auf dem Dach über den Umkleiden angefordert.

Umsetzung der BNB-Vorgaben

Der hochbauliche Entwurf stellt zusammen mit der integrativ geplanten technischen Gebäudeausstattung ein effizientes und auf Ressourcenschutz ausgerichtetes gesamtheitliches Gebäudekonzept dar. Berücksichtigt werden insbesondere die für die Zielvorgabe der BNB Silber Zertifizierung als Handlungsfelder herausgestellte Materialwahl mit geringer Umweltwirkung, eine optimierte Tageslichtnutzung, die Energieeffizienz sowie die Nutzung und Rückhaltung des Regenwassers auf dem Grundstück.

Energetisches Konzept und Nachhaltigkeitsaspekte Energieeffizienz

Maßgebend sind die Anforderungen der Wettbewerbsunterlage, mit der Zielsetzung, eine Schule mit BNB-Silber Zertifizierung zu errichten. Auf die ökonomischen und ökologischen Aspekte wird unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung besonders Wert gelegt. Unter anderem wird die Anwendung folgender Systeme vorgeschlagen: semidezentrale kontrollierte Teilklimatisierung mit reinem Außenluftbetrieb in Verbindung mit manueller Fensterlüftung, eine solarthermische und solarelektrische Nutzung sowie eine Regenwassernutzungsanlage. Das Gebäude soll an das Fernwärmenetz angeschlossen werden, da es erfahrungsgemäß nicht wirtschaftlicher ist, eine eigene Energieerzeugung aufzubauen. Auf den Dachflächen werden Photovoltaikanlagen installiert. Die Räume können über die Lüftungsanlage beheizt werden. Um den morgendlichen Aufheizvorgang zu unterstützen wird die zusätzliche Anordnung von Heizkörpern im Brüstungsbereich empfohlen.

Materialität

Bei den Klassenraum-Compartments betont die vertikale Gliederung der Fassaden aus filigranem sichtbarem Holztragwerk und Fassadenprofilen abwechselnd mit großen Verglasungen und außenliegendem mechanischen Sonnenschutz die Zonen mit größter Aktivität und Tageslichtbezug. Hochwärmegedämmte Sichtbetonfassaden mit geringerem Öffnungsanteil charakterisieren die Funktionen im Erdgeschoss. Im Innenausbau wird angeregt, konventionellen Trockenbau durch Lehmbauplatten zu ergänzen, die durch Ihre hygroskopischen Eigenschaften ein größeres Regulations- und Speichervermögen für die Raumluftfeuchte bieten. Fenster sind aus Holz/Alu-Glaselementen mit integrierten Öffnungselementen und außenliegendem Sonnenschutz, Terrassen aus Lärchenholzlattenrost und für die Geländer wird ein Stahlgewebe vorgesehen.

Bauwerksbegrünung

Zugunsten des Klimaschutzes werden zusätzlich zum geringstmöglich versiegelten Außenraum strategisch klimaaktive Vegetationsflächen auf Dächern geschaffen. Die Bauwerksbegrünungen nutzen synergetisch im Sommer die Verschattung und Verdunstungskälte, im Winter den Wärme-, Wind- und Schlagregenschutz. Sie fördern darüber hinaus ein positives Mikroklima in einem Quartier mit einem hohen Anteil an gebauter Speichermasse und versiegelten Flächen. Bauwerksbegrünungen auf den Dächern steigern die Effizienz der Photovoltaikanlagen durch passive Kühlung, dienen der Retention des Regenwassers und fördern die Biodiversität im Quartier.

Regenwassernutzung

Zur Entlastung der Kanalisation wird Regenwasser sowohl über begrünte Flächen als auch über die Entwässerungsleitungen in einer unterirdischen Zisterne zwischengespeichert. Gespeichertes Regenwasser spart frisches Trinkwasser und führt zu einer Entlastung der Kanalisation, indem es zur Irrigation der Pflanzen einerseits und als Brauchwasser für die Toilettenspülungen eingesetzt wird.

Überschüssiges Regenwasser wird auf Retentionsflächen auf dem Grundstück versickert.

Thermischer Komfort

Die sehr gut gedämmte Außenhülle in Verbindung mit speicherwirksamen Bauteilen, hochwertigen Verglasungen und nutzergesteuertem Sonnenschutz garantieren eine möglichst gleichmäßige Oberflächentemperatur. Dadurch werden große Strahlungsasymmetrien vermieden (BNB-Anforderung). Die Fenster erhalten ein Sonnenschutzglas mit einem Energiedurchlassgrad g ≤ 0,37. Aufgrund der Lüftungsanlage können die Räume nachts einbruchs- und witterungsgeschützt mit einem 2-fachen Luftwechsel gelüftet werden. Für die nach Norden orientierten Räume ist voraussichtlich keine außen liegende Verschattung erforderlich. Die nach Süden, Osten und Westen orientierten Räume werden zusätzlich verschattet.

4. Rationalisierung des Bauprozesses

  • - BIM-basierte Planung zur Verdichtung des Planungsprozesses
  • - Fehler auf der Baustelle werden vermieden, da sie bereits in der Planung entdeckt werden
  • - modulare Grundstrukturen
  • - einfache Detailplanung mit wenigen verschiedenen Elementen, Beschränkung auf wenige Regeldetails, z. B. in Fassade
  • - einfache Systemfestlegungen, z. B. Fußbodenaufbau
  • - Trennung der Systeme Hochbau/TGA auf Baustelle
  • - gleichgroße Öffnungen in der Fassade und Fenster zur Vorfertigung
  • - hoher Vorfertigungsgrad
  • - datenbasiertes Modell zur fehlerfreien Ausschreibung durch einen detaillierten Bauteilkatalog in der Entwurfsplanung
  • - Rochadenplanung für die Baustelleneinrichtung
  • - keine aufwendigen Erdarbeiten
  • - baubegleitende Inbetriebnahme, insbesondere der Gebäudeleittechnik