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Erläuterungsbericht zum Wettbewerbsbeitrag

Der Lernkiez Im Park …

  • vermittelt zwischen den heterogenen Nachbarbebauungen und schafft eine Adresse am Platz. Holt die Schule in den Park und holt den Park in die Schule.
  • integriert durch die organische Gebäudefigur Schulhaus und Sporthaus.
  • erzeugt durch Körnung und Maßstäblichkeit einen Ort der Aneignung und Identifikation.
  • fordert und fördert durch die polyvalenten Raumfolgen Individualität, Bedürfnis- und Chancengerechtigkeit.
  • entfesselt durch Transparenz, Licht und Luft neues Entwicklungspotenzial und Neugierde.
  • aktiviert durch fraktale Verzahnung mit dem Landschaftspark Sinneserfahrung und Experiment.
  • evoziert durch die differenzierte Raumstruktur der Compartments ein schulisches Zuhause.

Der LERNKIEZ IM PARK bietet den Pädagog:innen und Kindern der Gemeinschaftsschule Adlershof einen Ort des Lernens im Sinne der Wissensgesellschaft von morgen.

1. Erläuterung und Begründung des Entwurfskonzepts

STÄDTEBAULICHE VERORTUNG: SCHULE IM PARK – PARK IN DER SCHULE
Der Entwurf schlägt eine differenzierte Kubatur vor, die sich kontextuell an die heterogene Umgebung anpasst und das Leitbild der Compartmentschule klar nach außen hin ablesbar macht. Der Baukörper orientiert sich längs entlang der Hermann-Dorner-Allee und endet im Süden mit dem zurückspringenden Sport-Compartment. So entsteht zur Kreuzung hin ein kleiner prägnanter Vorplatz, der den Haupteingang zur Gemeinschaftsschule definiert. Zum Landschaftsraum hin verzahnt sich die freie Gebäudeform über die organischen Gebäudeäste (die die Lern-Compartments abbilden) maximal mit der freiräumlichen Umgebung. Alle Klassenräume erhalten so eine klare Orientierung zum Landschaftsraum. Die kleinmaßstäblichen Stammgruppentürme und die größere Maßstäblichkeit der doppelten Dreifachsporthalle und einiger straßenseitiger Fachraumbereiche vermitteln zwischen den baulichen Extremen der Einfamilienhäuser (Wohngebiet) und den Bauten des Gewerbegebiets jenseits der Hermann-Dorner-Allee. Gleichzeitig bricht die fraktale Figur das große Gebäude in kleinere Einheiten. Dies erzeugt eine ganz besondere Körnung, die nicht nur städtebaulich eingliedernd wirkt, sondern der Nutzung durch Kinder und heranwachsende Jugendliche entgegenkommt, sie nimmt die Ehrfurcht vor dem besonders großen Gemeinschaftsschulgebäude, stärkt die Aneignungsfähigkeit von Schule und Freiraum und somit auch die Identifizierung der Schüler:innen mit Ihrer Schule – so wird aus einer Lehranstalt ein temporäres Zuhause im Sinne des Ganztagskonzepts. Der Lebensraum Schule wird ein bereichernder Identifikations- und Kommunikationsort im Lernalltag der Schüler:innen. Die Figur des Gebäudes mit den pädagogischen Räumen, die sich immer mindestens über zwei Seiten ins Grüne orientieren, verzahnt sich mit dem Landschaftsraum und wirkt so raumbildend und raumgliedernd zugleich. Sie definiert Außenräume, die entsprechend der angrenzenden, erdgeschossigen Funktion differenziert programmiert werden: z.B. der Primargarten als erweitertes grünes Klassenzimmer mit Gartenlabor und Naschgarten, der Musikgarten bei den Musikfachräumen, der Lesegarten an der Bibliothek, der Speisegarten vor der Mensa. Auf ähnliche Art und Weise ergibt sich ein bewusster Nahbezug zwischen den Sporthallen und den korrespondierenden Sport-Freiflächen. Im Resultat entsteht ein kontinuierlicher, aber lokal differenzierter Raumfluss in Nord-Süd-Richtung in den Landschaftspark hinein. Die Freiräume erhalten eine Raumordnung, die keine Unterscheidung zwischen Schulhof und Schulpark macht. Dies ist dem Ganztagskonzept der Schule zuträglich, indem Sportflächen auch für den Schul- und Pausenbetrieb qualifiziert werden. Gleichzeitig bilden sie räumlichtopografisch einen Puffer zum lärmbelasteten Eisenhutweg.

Bauliche Präsenz: Schulhaus und Sporthaus
Alleinstehende Sporthallen sind städtebaulich häufig problematisch, gleichzeitig ist eine Entkoppelung von Sporthalle und Schulgebäude wirtschaftlich und raumökonomisch sinnvoll. Diesen Widerspruch lösen wir dadurch, dass die Doppelhalle zwar baulich entkoppelt, in ihrer architektonischen Wirkung, ihrer feingliedrigen Präsenz am Vorplatz und über die Anbindung durch das Erdgeschoss aber selbstverständlicher und integrierter Teil des Gesamtensembles ist. Die Räumlichkeiten des Sporttrakts und ausgewählte Nutzungen im Erdgeschoss, wie z.B. der Jugend-Mehrzweckraum, die Schülerzeitung oder das Hausmeisteratelier folgen strukturell dem Compartment-Prinzip, brechen die Kubatur der Sporthalle gemäß der Körnung des Schulgebäudes und aktivieren und beleben zugleich den Vorplatz der Schule. Damit schafft es die Schule, die scheinbar widersprüchlichen Vorzüge einer Schule im Grünen und einer starken städtebaulichen Präsenz zur Straßenkreuzung hin in einem kohärenten Schulbau zu vereinen. Frei nach Kurt Tucholskys „vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße“ heißt das hier: vorn der Landschaftspark, hinten der Dienstleistungs- und Forschungsstandort Adlershof. Auch gelingt es so, eine Adresse zu markieren, ohne lärmsensible pädagogische Räume zur Kreuzungssituation hin ausrichten zu müssen. Die Sporthallen treten so als Sport-Fachräume wie ein Sport-Compartment und somit als Teil der Schule in Erscheinung. Zusätzlich schirmen sie den rückwärtigen Freiraum akustisch ab und nutzen den natürlichen topografischen Versprung in die Senke aus: die untere Sporthalle ist bezogen auf die Sportplätze ebenerdig und mit ihren Umkleiden von außen erschließbar, vom Platz aus bleibt sie jedoch über das Galeriegeschoss räumlich erfahrbar.

Erschliessung: Vorplatz und Primarzugang
Der einladende Vorplatz am Kreuzungspunkt von Hermann-Dorner-Allee und Eisenhutweg betont den Haupteingang des Schulgebäudes. Pflanzinseln mit Sitzrändern lenken die Bewegungsströme und gliedern den Platz. Der bewusst offen gehaltene Raum bietet genug Bewegungsmöglichkeit und bleibt gleichzeitig multifunktional in der Nutzung. Der kurzweilige Aufenthalt wird mit wegebegleitenden Spielelementen und Trinkbrunnen attraktiviert. Hier kann auch der Sporthallentrakt über einen separaten, externen Zugang betreten werden, was die Entflechtung mit nachschulischen Nutzungen ermöglicht. Ein zweiter Zugang zur Aula liegt auf der Ostseite. Weiter nördlich erhält die Primarstufe über die Hermann-Dorner-Allee einen ganz eigenen Eingang. Die Gebäudekubatur knickt hier zurück, um genügend Freiraum für das in diesem Teil der Gemeinschaftsschule aufgrund des großen Einzugsgebiets und des Schüleralters größere Bring- und Abholaufkommen zu gewährleisten. Zwischen Haupteingang und Primarstufeneingang erfolgt – zentral und in unmittelbarer Nähe zu Küche, Mensa und Mehrzwecksaal – die Anlieferung. Zur Minimierung der Gehsteigüberfahrten wird die Zufahrt für die Anlieferung mit der Parkplatzzufahrt kombiniert und der motorisierte Verkehr von den Eingangszonen ferngehalten. Im Umfeld der Eingangsbereiche stehen die erforderlichen Fahrradstellplätze.

Baum des Wissens: Gebäudetypologie und Raumprogramm
Die verzweigte Struktur der Gebäudetypologie bietet eine klare Orientierung für die Schüler:innen. Von der Hermann-Dorner-Allee und dem Rückgrat des Baus aus bildet jede Schulstufe Äste in multiple Richtungen aus, orientiert zu Licht, Luft und Ausblick – abgeschirmt vom Lärm der Straßen. Die Zweiteilung des Norm-Astes vereint Anforderungen der Primar- und Sekundar-Compartments in einer kongruenten Typologie; neben den Fachraumbereichen ist insbesondere das Fachraum-Compartment NaWi in diese Gesamtstruktur integriert. Die Primar-Compartments besitzen einen Außenbereich, der als grünes Klassenzimmer wirkt, und die räumliche Verknüpfung zum Primargarten herstellt. Durch die Stapelung sind diese grünen Loggien witterungs- und sonnengeschützt. Der Baum des Wissens funktioniert als Überlagerung zweier Organisations- und auch Erschliessungsprinzipien, einem vertikalen und einem horizontalen: Vertikal schichten sich die Schulstufen jeweils als ablesbare kohärente Elemente auf. Das stärkt die Identifikation und ist aufgrund ähnlicher Funktionalität und baukonstruktiver Erfordernisse zudem ökonomisch rational. Horizontal über die Geschosse wird die erwünschte heterogene Verflechtung über die Schulstufen hinweg und damit das jahrgangsübergreifende Lernen ermöglicht, so sind Distanz und Nähe gleichermaßen denkbar. In besonderer Weise mischen sich im NaWi-Compartment Primarstufe und Sekundarstufe I. Diese Überlagerung der Organisationsprinzipien findet eine räumliche Entsprechung in der Kaskadentreppe entlang der Hermann-Dorner-Allee. Diese verläuft geschossweise entlang der Gebäudelängsachse und vereint in jedem Lauf die Erschließungsfunktion mit einem besonderen programmatischen Mehrwert: so alternieren Sitztribüne, Rutschenanlage, Kletterstiege. Die einzelnen Schulstufen sind über der Erdgeschosszone angeordnet, die in Eingangsnähe den Verwaltungsbereich und Wirtschaftsbereich, in zwei parkzugewandten Ästen die Bibliothek und den Fachraumbereich Musik, sowie entlang der Straße die Ateliers von Wirtschaft-Arbeit-Technik aufnimmt. Eine Ausnahme bildet die Primarstufe, für sie beginnt das erste Compartment mit seinem Doppelarm bereits im Erdgeschoss, nahe dem eigenen Primareingang. Hier gibt es parkseitig einen überdachten und durch Oberlichte erhellten Außenraum, der auch bei schlechtem Wetter einen eigenen Spiel- und Pausenbereich für die Grundschüler bereithält. Im zentralen, durch die Compartment-Arme aufgespannten größten Hofraum sind Mensa und Mehrzweckraum als geteilte, aber zusammenlegbare Räume angeordnet; sie bilden hier nicht nur die geometrische Mitte, sondern im Sinne einer Piazza nach Loris Malaguzzi auch das Herz der Gemeinschaftsschule. Der Mehrzweckraum ist bei Bedarf separat abschließbar. Da in allen Geschossen ökonomisch effiziente Geschoßhöhen angestrebt werden, so auch im Erdgeschoss, wird der Bereich der Mensa und des Mehrzweckraums abgesenkt, um die hier notwendige Raumhöhe zu gewährleisten. Die besondere topographische Geste innerhalb des Raumkontinuums des Erdgeschosses unterstreicht die räumliche Bedeutung als Herz der Schule. Mensa und Mehrzweckraum öffnen sich großzügig in einen Speisegarten, der landschaftlich kontinuierlich in den Schulgarten überleitet. An der Schnittstelle zwischen Schule und Sport-Compartment, in unmittelbarer Nähe zu Haupteingang und Aula, ist die Verwaltung situiert. Die Büros haben direkten Einblick in den Schulhof und Schulpark. Der direkt vorgelagerte Teilhof (die Sportterrasse) dient als Mittler zwischen den unterschiedlichen Niveaus von Sportpark und Schulpark, hier werden die Umkleidebereiche der unteren Sporthalle und auch die Sportplätze erschlossen. Im 1.OG befinden sich das NaWi-Compartment, ein Sekundarstufe I- und ein Primarstufen-Compartment. Im Sinne des Gemeinschaftsschulmodells mischen sich die Schulstufen hier horizontal. Die zwischengelagerten begrünten Dachterrassen dienen räumlich, aber über die Freitreppen auch tatsächlich als Bindeglied zum Schulpark. Dies lässt, insbesondere auch für das NaWi-Compartment, selbst im Obergeschoss noch einen direkten Freiraumbezug zu, zudem ist dies Teil des Fluchtwegekonzepts. Straßenseitig sind die Fachraumbereiche Kunst und die Lernwerkstatt NaWi situiert. Im Bereich des Sport-Compartments ist die obere Dreifachsporthalle an die gemeinsame Dachterrasse angebunden. Im 2.OG mischen sich mit Primarstufe, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II alle drei Schulstufen. Ergänzt werden die Compartments durch den Fachraumbereich Inklusion und die Lernwerkstatt Informatik. Das 3.OG ist den Compartments von Sekundarstufe I und II vorbehalten, die Primarschule endet bereits im 2.OG. WAT-Textil und Lehrküche ergänzen die Compartments straßenseitig.

Der Lernkiez: Das Compartment
Die Enden der Gebäudeäste bilden im Sinne des Lernhauskonzepts kleine Schulen in der großen Schule aus – wie Kieze in einer Stadt! Hier wird durch eine ausdrucksstarke und zugleich anpassungsfähige Architektur die Identifizierung mit dem eigenen Lernkiez gefördert. Die besondere Verdrehung der Stammgruppenräume ermöglicht jedem Unterrichtsraum eine zweiseitige Belichtung und Querlüftung und einen vielseitigen Ausblick bei zugleich kompakter Organisation. Die Zwischenräume zwischen diesen sind flexibel bespielbar und lassen sich verändernden pädagogischen Anforderungen anpassen. Sie sind sowohl als die geforderten Teilungsräume durch die Stammgruppen nutzbar, als auch dem polyvalenten Forum zuschlagbar. Letzteres kann entsprechend durchgesteckt, langgezogen oder gewinkelt bespielt werden. Auch erlaubt diese Struktur sowohl kurzfristige Flexibilität in der Planung als auch langfristige Vielseitigkeit in der Nutzung mit ggfs. notwendigen pädagogischen Raumanpassungen. Insbesondere die Kongruenz der Compartments erlaubt auch eine Anpassung im Hinblick auf eine Veränderung der Zügigkeiten. Das Primar-Compartment besetzt zwei Äste. Die Raumfolge der Compartments ist klar formuliert. Am Eingang zum Compartment sind Schließfach und Schuhwechsel und die Sanitärräume verortet. Alle Räume sind zum Forum hin orientiert, so auch der zentral liegende und transparent sich in die Foren öffnende Teambereich. In jedem der Äste orientieren sich drei Stammgruppenräume (in den Sekundar-Compartments sind es vier) um je ein Forum, das zentral gelegen, jedoch nicht introvertiert ist. Das Forum bildet die Mitte des Lernkiezes, eines Ortes der Identifikation und der kurzen Wege. Es wird großzügig natürlich belichtet und belüftet – die Ausblicke sind mannigfaltig, die Unruhe der Straße ganz weit weg. Das Forum ist als pädagogische Fläche voll möblierbar. Insgesamt reduzieren sich dadurch pädagogisch nicht nutzbare Erschließungsflächen auf ein Minimum. Die quadratisch zugeschnittenen Stammgruppenräume besitzen aufgrund der immer zweiseitigen Belichtungs- und Belüftungssituation keine Nachteile gegenüber weniger tiefen Klassenräumen. Im Gegenteil, der spezifische Raumzuschnitt ist wesentlich polyvalenter, er lässt einen stark gerichteten Unterricht z.B. mit Whiteboard ebenso zu wie konzentrischere Lehrformen, vom Stuhlkreis bis zur Lernlandschaft. Als Besonderheit besitzen die Primar-Compartments je zwei grüne Klassenzimmer als Freiklassen. Im Compartment können individuelles Lernen, Projektunterricht, Atelier und Instruktion mit Einzel-, Partner- und Gruppenarbeiten gleichermaßen stattfinden. Die individuelle Aneignung und Nutzbarmachung des Raums fördern das aktive Lernen. So wird der Raum zum dritten Pädagogen, der die Verschiedenheit der Schüler:innen als Bereicherung statt als bloße Herausforderung begreift, und der Neigungen und Begabungen aller Lernenden bedürfnisgerecht und individuell – inklusiv eben – fördert. Alle Compartments sind getrennt versperrbar. Die Sekundar-Compartments kommen nicht immer paarweise, funktionieren aber performativ entsprechend der Primar-Compartments. Lediglich die grünen Klassenzimmer entfallen jeweils zugunsten eines vierten Stammgruppenraums.

2. Tragsystem, Konstruktion und Materialien

Tragwerk Und Konstruktion: Holz-Beton-Hybrid
Trotz der organischen und differenzierten Form des Projektes ist die Grundstruktur des Gebäudes konstruktiv regelmäßig, und die Grundelemente rechtwinklig aufgebaut. Die Stammgruppenräume und ihre für Primar- und Sekundar-Compartments kongruente Konfiguration besitzen einen hohen Wiederholungsfaktor. Daher liegt eine modulare Bauweise mit räumlicher Wandelbarkeit unter Ausnutzung eines hohen Vorfertigungsgrades nahe.

Die Gemeinschaftsschule Adlershof ist als Holz-Beton-Hybridbau konzipiert. Dabei wird das Gebäude in großen Teilen als Massiv-Holzbau, der an den neuralgischen Stellen mit Betonbauteilen ergänzt wird, ausgebildet.

Die Compartments mit ihren regelmäßigen Stammgruppenraum-Quadraten werden mit Decken aus Brettsperrholz (BSP bzw. CLT) Elementen überspannt. Um die Schwingungen der Platten zu reduzieren, werden 25cm Massiv-Holzdecken mit 8cm Aufbeton im Verbund versehen. In den Freibereichen zwischen den Klassenräumen werden die freien Winkel durch den Einsatz von Trägern mit einzelnen Stahl-Beton-Verbundstützen reglementiert, wodurch die Spannweiten für die BSP-Bauweise angemessen sind.

Die Wände in den Compartments werden ebenfalls als BSP-Elemente geplant. Hier wird auf schlanke Bauteilstärken (16cm) geachtet, ohne die Tragfähigkeit, auch in Hinblick auf Brandschutz, aus den Augen zu verlieren. Türöffnungen und Fenster für die wichtigen Blickbeziehungen können hiermit optimal realisiert werden.

Der Holz-Beton-Verbund wird durch die Ausbildung der Kernbereiche – Treppenhäuser und Sanitärgruppen – aus Stahlbeton ergänzt. Hiermit wird auf die erhöhten Anforderungen an die Fluchtwege Rücksicht genommen und die horizontale Aussteifung des Gebäudes kann von den Wandscheiben in diesen Bereichen übernommen werden.

Der Sporthallentrakt soll im Abschnitt über dem Vorplatzniveau ebenfalls in Holzbauweise realisiert werden. Hierbei ist für die großen Spannweiten ein Tragsystem mit Brettschichtholzleimbindern vorgesehen (h=100cm, e=300cm), das mit vorgefertigten Tramdecken-Elementen (30cm) geschlossen wird. In den angrenzenden Bereichen der Garderoben und Geräteräume ist ähnlich wie im übrigen Schulgebäude die Holz-Massivbauweise mit BSP-Decken und -Wänden vorgesehen.

Für den großräumigen Bereich der Mensa und des Mehrzweckraums, die aufgrund der Nutzungsvariabilität stützenfrei ausgebildet werden, ist zu Gunsten der Konstruktionshöhe eine Decke in Betonbauweise vorgesehen. In den Hauptachsen werden Stahlbeton-Unterzüge (90cm) ausgebildet, die mit vorgespannten Hohldielen-Decken (30 cm) überlagert werden.

Die Fundamentierung soll generell als Flachgründung ausgeführt werden. Der Sporthallentrakt, der aufgrund der Ausnutzung des natürlichen topographischen Versprungs quasi bis ins Untergeschoss reicht, sollte mit einer Bodenplatte mit lokalen Verstärkungen unter lastabtragenden Bauteilen direkt gegründet werden können. Die nicht tiefer gelegten Bereiche können flach gegründet werden, wenn der Untergrund entsprechend durch Rüttelstopfverdichtung ertüchtigt wird, alternativ kann die Gründung durch unbewehrte, auf tragfähiges Niveau tiefgezogene Streifenfundamente ergänzt werden.

Insgesamt führt die Hybridbauweise mit der ausgedehnten Nutzung von Holz als Baustoff zu einem ökologischen und ökonomischen Bauwerk. Der nachwachsende Rohstoff Holz wird hierbei in den kritischen Bereichen nur punktuell durch leistungsstarken Beton ergänzt. Die Anwendung der Holz-Massivbauweise mit Brettsperrholz lässt einen hohen Vorfertigungsgrad zu – das reduziert die Bauzeit auf der witterungsabhängigen Seite des Bauprozesses. Zusätzlich erfüllt die massive Variante im Gegensatz zu Pfosten-Riegel- oder Holzrahmenbau-Systemen viele bauphysikalische Anforderungen im Bereich des Schallschutzes.

Gebäudehülle
Die Fassade ist teil-vorgefertigt. In den Stammgruppenraum-Türmen werden vorgefertigte BSP-Wände nach Hochdämmung und Abdichtungsmaßnahmen mit einer vorgehängten, hinterlüfteten großformatigen Faserzementplatten-Fassade versehen (z.B. Eternit Largo Gravial, strukturiert, mit Sonderfarbe gemäß des Schulkonzepts). Die Fassade folgt einem Geflecht aus Platten-Elementen, die alternierend quadratische Öffnungen erzeugen. Sämtliche Fenster werden als Holz-Fenster geplant. Im Bereich der Zwischenräume (z.B. Foren, Teilungsräume) kommen Pfosten-Riegel-Fassaden (in der Regel mit nicht transparenten Brüstungsfeldern) mit einer vorgelagerten Fassadenbegrünung zur Anwendung. Die Pflanzenauswahl für die vertikale Begrünung setzt sich aus schlingenden und windenden Kletterpflanzen zusammen. Zur Vermeidung eines unkontrollierten Wachstums und Einwachsens der Fassade wird auf die Verwendung von selbstklimmenden Pflanzen verzichtet. Die robusten und widerstandsfähigen Kletterpflanzen ranken sich an vertikalen Drahtseil-Rankhilfen empor. Die gemischte Pflanzenauswahl von immergrünen und blattabwerfenden Arten sorgt für ein im jahreszeitlichen Wechsel und auf den unterschiedlich besonnten Fassadenseiten immer differenziert erscheinendes und sich wandelndes Fassadenbild. Die Fassadenbegrünung wächst mit Ausnahme weniger Fassadenflächen, die auf der Dachterrasse im 1.OG erst beginnen, ausschließlich aus dem Mutterboden. Sie wird mit einem üblichen, einfachen Tropfbewässerungssystem ausgestattet und ist prinzipiell wartungsarm. Ihr Einsatz verbessert das Mikroklima, filtert die Luft und bietet ein Habitat für die kleinmaßstäbliche Stadtfauna. Sie erfüllt zudem die Forderung des Bebauungsplans nach einem 30%-igen Anteil an Fassadenbegrünung. Die großzügige Verglasung der Stammgruppenräume reduziert die Kunstlichtnutzung auf ein Minimum. Sonnen-Raffstores (im Bereich des Forums und der Teilungsräume in Kombination mit den lokalen Fassadenbegrünungen) dienen als Sonnen- und Blendschutz. Entlang der Straße, im Straßenbereich entlang der Hermann-Dorner-Allee kommt eine dem urbanen Gegenüber angemessene Bandfassade mit den Stammgruppentürmen vergleichbare, vorgehängte hinterlüftete Fassade und Materialität zum Einsatz. Das Erdgeschoss besitzt einen zu dem Vorplatz zugewandten Bereich, in den Eingangsbereichen und parkseitig im Bereich von Mensa und Mehrzweckraum eine raumhoch verglaste Pfosten-Riegel-Fassade.

Dach
Das Dach als fünfte Fassade wird extensiv begrünt. Hier wird entsprechend der Gebäudestruktur zwischen zwei unterschiedlichen Typen unterschieden: minimaler Bewuchs im Zwischenbereich, z.B. der Foren, ein höherer Bewuchs mit Gräsern und Kräutern im Bereich der Stammgruppenraum-Türme. Dadurch werden letztere in der Dachlandschaft und damit im Rahmen der Gebäudekubatur akzentuiert. Die Differenzierung der Begrünung wird durch eine unterschiedlich hohe Einbaustärke des Dachsubstrats und der Ansaatbegrünung erzielt. Der niedrige Bewuchs erfolgt durch eine klassische Sedumbegrünung, während die Stammgruppen-Türme als Naturdach mit einer Mischung aus Sedum, Blühkräutern und Gräsern bepflanzt werden. Beide Pflanztypen benötigen als extensive Dachbegrünung nur einen minimalen Pflegeaufwand und keine zusätzliche Bewässerung, erhöhen aber gleichzeitig die Biodiversität auf dem Dach. Die große Dachfläche der Doppelsporthalle wird ebenfalls als extensive Dachbegrünung ausgebildet in Kombination mit einer vollflächigen Photovoltaik-Anlage. Die Begrünung reduziert die Überhitzung und verbessert dadurch die Leistungsfähigkeit der PV-Anlage. Eine Verschattung der Anlage durch die Pflanzen wird durch eine niedrigwüchsige Bepflanzung vermieden. Für die zugänglichen Dachterrassen im 1.OG sind teilweise Pflanzinseln und Pflanztröge mit höherwachsenden Blühstauden, Kräutern und Kleingehölzen als intensive Dachbegrünungen vorgesehen. Die Bewässerung erfolgt automatisch in Form einer nicht sichtbaren und sparsamen Tröpfchenbewässerung. Die Pflanzenauswahl sieht nur robuste und trockenheitsverträgliche Arten vor, die das Mikroklima und die Aufenthaltsqualität auf den Terrassen verbessern.

Ausbau
Der Innenausbau wird bewusst einfach gehalten. Die Materialoberflächen sind konsistent mit der Gebäudestruktur und der Compartment-Organisation. Dies erleichtert die intuitive Orientierung im Raum. Neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit wird auch die Raumatmosphäre durch die Verwendung von Holzoberflächen in Decke und Wand olfaktorisch und durch die Einfärbung des reflektierenden Tageslichts positiv beeinflusst. Die Wände besitzen in der Regel eine Sichtoberfläche des konstruktiven Brettsperrholzes (BSP), die aussteifenden Kerne sind in Sichtbeton gehalten, für Transparenz sorgen gläserne Trennwände. Die Decken bestehen aus der Sichtoberfläche der Brettsperrholzdecke und da, wo in den pädagogischen Räumen akustisch erforderlich, ist zusätzlich eine abgehängte perforierte Holzdecke als akustischer Maßnahme vorgesehen, mit flächenbündig eingelassenen, quadratischen Leuchten. Die Böden sind in den Foren, Teilungsräumen und Mensa etc. farbiger Kautschuk, in den Stammgruppenräumen und Fachraumbereichen Parkettboden und in sämtlichen Erschliessungsbereichen geschliffener Estrich.

3. Erläuterungen zum Haustechnikkonzept

Im Sinne der Ausschreibung wird ein modernes und effizientes Konzept geplant:

  • inimierte Kosten für Wartung und Instandhaltung und damit geringe Gesamtbelastung für den Nutzer:innen (Lebenszykluskosten);
  • integrale Planung in enger Abstimmung mit der Architektur;
  • alle TGA-Komponenten und Anlagen werden dahingehend geplant/ ausgelegt, dass BNB Qualitätsstufe „Silber“ erreicht wird;
  • Ausrichtung des Primärenergiebedarfes auf KfW 55-Standard.

Oberste Priorität: höchster Komfort für die Nutzer:innen:

  • im Winter durch eine sehr gute Hülle (KfW-Effizienzhaus 55);
  • im Sommer durch beweglichen, außenliegenden Sonnen- und Blendschutz mit Tageslichtnutzung
  • Sicherstellung des visuellen Komforts (Sicht nach außen, Tageslichtverfügbarkeit).

Die Wärmeerzeugung erfolgt im Sinne eines möglichst hohen Nutzungsanteils an erneuerbaren Energien primär über Wärmepumpen mit hohen COP-Werten (Coefficient of Performance), wobei als Energiequelle vorzugsweise das Grundwasser genutzt werden soll. Da gemäß Aufgabenbeschreibung Grundwasser vorhanden ist, und das derzeitige Wasserschutzgebiet in ein Vorbehaltsgebiet umgewandelt werden soll, sind die Voraussetzungen hierfür grundsätzlich gegeben. Darüber hinaus wird die Anschlussmöglichkeit der Fernwärmeleitung zur Spitzenabdeckung im Konzept berücksichtigt. Durch eine gleichzeitige Nutzung der Photovoltaik-Anlage kann eine größtmögliche Reduktion von CO2 Emissionen (optimierter Primärenergieeinsatz) im Bereich der Energieerzeugung verwirklicht werden.

Die Auslegung der Heizungsanlage erfolgt als Niedertemperatur-Heizsystem mit Fußbodenheizung sowie einer entsprechenden Auslegung im Bereich der Lüftungsanlagen mit einer maximale Vorlauftemperatur von £ 40°C. Für eine mögliche „Entwärmung“ wird ebenfalls die Fußbodenheizung im change-over Betrieb verwendet. Die Flächenheiz-/-kühlsysteme stellen die Einhaltung der thermischen Behaglichkeit sicher. Der Einsatz von hocheffizienten Pumpen trägt zu einer weiteren Reduzierung des elektrischen Bedarfs der gebäudetechnischen Anlage bei. Die Warmwasserbereitung bei einzelnen dezentralen Waschbecken erfolgt über elektrische Kleindurchlauferhitzer ohne Speicher (Legionellenschutz). Für größere Verbraucher (z.B. Sporthalle) wird eine Warmwasserbereitung über Frischwassermodule vorgesehen (versorgt vom Heizwasserspeicher). Die Sanitäranlagen werden mit wassersparenden Armaturen und WC-Spartasten ausgestattet, sodass der Wasserverbrauch minimiert werden kann. Die Möglichkeit zur Speicherung und Nutzung des Regenwassers für Außenanlagenbewässerung ist vorgesehen.

Energieinformationsmanagement: Eine umfassende Aufzeichnung und Visualisierung der Energieverbräuche (Heizung, Lüftung, Wasser, elektrische Energie) der einzelnen Gebäudeteile unterstützt die Betriebsführung bei rascher Behebung von Fehlfunktionen und beim Erkennen von Optimierungspotential. Eine Energiebuchhaltung/Energiemonitoring (BEMS - Building Energy Management System) zur Überwachung der Verbräuche und zum automatisieren Auswerten und Erstellen von Energieberichten wird implementiert. Um das Energie-Bewusstsein der Schüler:innen zu stärken, werden Energieverbrauchsdaten in den Verkehrsflächen visualisiert.

Elektrotechnik-Niederspannungsverteilung: Die Stromversorgung erfolgt aus dem öffentlichen Netz bzw. aus der Photovoltaikanlage. Für die einzelnen Bereiche werden Subzähler (Energieinformationsmanagement) installiert. Im Zuge der Planung wird auf geringstmögliche Stillstands- /Standby-Verluste der Systeme und Komponenten sowie Wegschaltung von Verbrauchern außerhalb der Betriebszeiten geachtet.

Beleuchtung – Maßnahmen zur Tageslichtoptimierung: Als vom Nutzer beeinflussbare Zonen werden jeweils mindestens drei Raumbereiche (Fassadenseite, Vortragsseite und Raumseite gegenüber der Fassadeseite) definiert. Die Beleuchtungsanlagen werden mit Tageslichtsensoren (zur Verhinderung von unnötig langen Betriebszeiten) sowie mit modernen Leuchtmitteln (LED) ausgestattet. Die Regelung kann jederzeit von Hand übersteuert werden – die Nutzer:innen können so ihre individuell gewünschte Lichtstärke einstellen.

4. Erläuterungen zum Lüftungskonzept

Für das Projekt ist eine Kombination aus natürlicher Lüftung, hybrider Lüftung und mechanische Lüftungsanlagen mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung (>75%) aus der Abluft vorgesehen. Der Außenluftvolumenstrom je Person ist gem. BNB-Zielvereinbarung mit mind. 36 m³/(h Person) angesetzt. Grundsätzlich besteht durch die Möglichkeit der Fensterlüftung (eingeschränkt durch den Verkehrslärm) über öffenbare Fenster die Möglichkeit einer natürlichen Lüftung im gesamten Objekt. Hierbei wird speziell in den Forumsbereichen durch die diagonale Raumanordnung die manuelle Quer-Lüftungsmöglichkeit begünstigt. In Räumen, die natürlich über Fenster gelüftet werden, sollen Ampel-Indikatoren die aktuelle CO2 Konzentration in der Raumluft plakativ darstellen; sie unterstützen so die Umsetzung der Stoßlüftung im Schulbetrieb sowie die Bewusstseinsbildung hinsichtlich raumklimatischer Zusammenhänge. Im Bereich besonders kritischer, weil z.B. lärmexponierter, Bereiche sind vertikal an die Bildungsräume angebundene Lüftungszentralen oder ggfs. dezentrale Lüftungsgeräte möglich. Die dezentralen Lösungen gewährleisten eine Optimierung des Energiebedarfes durch die Minimierung der Kanalwege. Ebenso werden Bereiche mit einem relativ hohen erforderlichen Luftwechsel (z.B. Sporthallen) mit mechanischen Lüftungsanlagen ausgestattet. Bei ihrer Konzeption wird durch eine entsprechende Auslegung der Komponenten insbesondere darauf geachtet, dass der Verbrauch für die Luftförderung (Ventilatorstrom) minimiert wird. Die Regelung der Luftmengen erfolgt bedarfsabhängig für die verschiedenen Bereiche über die Raumluftqualität. Zusätzlich besteht auf Grund der Konzeption der Anlagen (Wärmerückgewinnung leckagefrei) eine größtmögliche Freiheit bei der Nutzung der Flächen. Die Be- und Entlüftung der Allgemeinbereiche erfolgt über schallgedämmte Überströmung von den Bildungsbereichen, somit wird die benötigte Gesamtluftmenge im Sinne der Energieeffizienz minimiert und die Flexibilität der Raumnutzung gesichert.

Auf weitere Energieeffizienzmaßnahmen (wie z.B. die Möglichkeit der adiabatischen Befeuchtung der Abluft mit Regenwasser bzw. Brunnenwasser zur Vorkühlung der Außenluft) wurde aufgrund der möglichen Anforderung an eine möglichst ausgeglichene Jahresbilanz verzichtet.

5. Erläuterungen zu Brandschutz und Rettungskonzept

Die Gemeinschaftsschule Adlershof kann in die Gebäudeklasse 4 eingestuft werden. Die tragenden Bauteile sowie die Trennwände werden als Holzbauteile aus massivem Brettsperrholz mit innen sichtbarer Holzoberfläche und mit dem Feuerwiderstand „hochfeuerhemmend“ ausgeführt. Hierfür sind Konstruktionen entsprechend der Datenbank dataholz.eu vorgesehen, die mit den erforderlichen Prüfzeugnissen und Nachweisen hinterlegt sind. Brandwände und Treppenhauskerne werden „nicht brennbar“ (aus Stahlbeton-Sichtbeton) ausgeführt. Für den Brandschutz wurden die Vorgaben der Ausschreibung und die Brandschutzziele vollständig umgesetzt, es ist eine volle Möblierbarkeit der Compartments möglich. Diese sind aus mehreren brandschutztechnischen Einheiten mit max. 400 m² zusammengesetzt. Jedem Brandabschnitt ist ein Treppenhaus oder Außentreppe als erster Fluchtweg zugeordnet. Als zweiter Rettungsweg steht der direkt angrenzende Brandabschnitt zur Verfügung. Die Glasportale und Schiebetore sind offenstehend, die Haltemagnete sind mit der Brandmeldeanlage verbunden und schließen im Brandfall selbstständig. Im Erdgeschoss sind die Brandabschnitte teilweise größer als 400 m². Dies ist vor allem im Bereich der Mensa und des Mehrzweckraums notwendig. Als Kompensationsmaßnahme werden die kurzen Fluchtwege in unterschiedliche Richtungen, sowie die Möglichkeit der schnellen und direkten Flucht ins Freie herangezogen. Die große Kaskaden-Treppe wird über mehrere Geschoße geführt. Die angrenzenden Nutzungen werden mit Wänden mit dem Feuerwiderstand „hochfeuerhemmend“ abgetrennt. Dem Gebäude wurde ein Brandwand-Raster von 60 Metern zugrunde gelegt. Die Abstände der Brandwände betragen teilweise geringfügig mehr als 60m. Das Schutzziel wird hier dennoch erreicht, da bedingt durch die Gebäudegeometrie nur wenige und sehr kleine Bereiche von der geringen Überschreitung betroffen sind. Die Brandwände bestehen aus nicht brennbaren Materialien (Stahlbeton-Sichtbeton) und werden 30cm über die Dachhaut gezogen. In Bereichen des vertikalen Versatzes der Brandwände sind jene Deckenbereiche nicht brennbar (Stahlbeton – z.B. Mensa und Veranstaltungssaal) ausgeführt. Zur Verhinderung des Brandüberschlag über Eck werden die erforderlichen Abstände eingehalten. Durch die schachbrettartig versetzten Fenster und horizontale Brandsperren alle 2 Geschosse wird der vertikale Brandüberschlag verhindert. In den Bereichen, in denen die Fenster nicht versetzt sind, wird die Parapetverglasung als Brandschutzverglasung ausgeführt. Die Fassadenhaut aus Faserzement ist als mineralisches Erzeugnis nicht brennbar. Der Feuerwehrangriff ist durch die Umfahrbarkeit des Gebäudes gewährleistet. Dadurch können alle Fassadenbereiche mit einer Schlauchlänge von maximal 50m erreicht werden.

6. Erläuterung zum Freiraumkonzept mit Materialien, Versickerungskonzept und Umsetzung der Nachhaltigkeitsanforderungen

Schulpark im Landschaftspark
Der Planungsansatz für die Gestaltung der Freiräume des Schulneubaus beruht auf einem sensiblen Umgang mit den vorhandenen Strukturen. Die Qualität des Baumbestands und des Landschaftsraums soll für die Schulfreiräume erhalten bleiben und der räumliche Kontext zur Umgebung hergestellt werden. Das Grundkonzept des Landschaftsparks Adlershof mit der offenen, landschaftlichen Mitte und dem Kammerkonzept der Aktivitätsränder wird für die Freiräume der Gemeinschaftsschule fortgesetzt. Der Schulfreiraum als Schulpark wird so zum Teilraum des Landschaftsparks. Die Zusammengehörigkeit ist durch die landschaftliche Gestaltung des Schulparks, aber auch durch die Anknüpfung an das übergeordnete Wegesystem des Landschaftsparks, spürbar. Die Lage im Landschaftspark wird als Potenzial und Chance verstanden, für die Kinder im Wechselspiel von Erholungs- und Freizeitflächen eine grüne Oase zu schaffen, in der sie ihren gesamten Schul-Ganztag verbringen können.

Zonierung Freiraum
Der großzügige Schulpark generiert offene, flexible Außenräume, die Naturerfahrung und Aneignung ermöglichen. Im Sinne des Kammerkonzepts des Landschaftsparks befriedigen differenzierte Freiraumstrukturen unterschiedliche Nutzungsbedürfnisse zwischen Bewegung und Erholung, bleiben aber gleichzeitig durch fließende Übergänge als Gesamtraum erlebbar. Die bespielbaren Raumgrenzen in Form von sanften Geländemodellierungen fördern eine hohe Durchlässigkeit der Freiräume, wodurch der Schulpark elastisch und anpassungsfähig bleibt. Gleichzeitig animiert die Topographie zur Bewegung und generiert Teilräume mit Anlagerungsmöglichkeiten. Die Raumgliederung und Zonierung wird zusätzlich durch Strauchpflanzungen erkennbar. Gartenwege erschließen auf kurzen Wegen die unterschiedlichen Gartentypologien barrierefrei und erfüllen gleichzeitig die Funktion als Feuerwehr- und Gartenpflegezufahrt. Die Anordnung der Freiraumzonen reagiert programmatisch auf die Innenräume des Schulgebäudes und reflektiert die vegetativen und topographischen Gegebenheiten. Die logische Abfolge der Sportflächen erzeugt ein Sportband, das den Schulpark zum benachbarten Erholungsgebiet Südfuge fasst. In die bestehende Senke beim Eisenhutweg werden die Sportplätze eingebettet und die Sporthallenstirnfassaden und Stützmauern zum Klettergarten transformiert. Das vielfältige Freiraumangebot mit Lese-, Musik-, Speise-, und Naschgarten und den unterschiedlichen Spielinseln für große und kleine Kinder wird durch Naturerfahrungsräume, Gartenlabors, Strauchzimmer, Matschgruben und eine Freiluftbühne ergänzt, sodass die Kinder den Schulpark mit allen Sinnen erleben und erfahren können.

Die landschaftliche Formensprache und die reduzierte Wegebefestigung unterstützt die sinnliche Wahrnehmung des Schulparks und reagiert auf die Umgebung des Landschaftsparks sowie auf die Nutzungszonen des Schulgebäudes. Die enge Verzahnung von Innen- und Außenraum ist außerdem auf den attraktiven Dachterrassen spürbar, die einen zusätzlichen Freiraum auf zweiter Ebene erzeugen. Die Verankerung des Gebäudes im Park wird neben der Freiraumzonierung und den Wegeanbindungen auch durch Follies spürbar, die sich in der Dimension eines Stammgruppenraums locker im Schulpark verteilen. Die charakteristischen Kleinarchitekturen in Form von Pavillons und Pergolen generieren wetterfeste Treffpunkte und Freiklassen, die gleichzeitig markante Orientierungspunkte im Außenraum setzen.

Materialien Freiraum
Der Versiegelungsgrad der Oberflächenstruktur wird auf notwendige Erschließungswege, Eingangszonen und Stellplatzflächen reduziert. Die befestigten Beläge werden in Form von versickerungsfähigem Ökopflaster aus Betonstein ausgestaltet. Für Aufstellflächen des ruhenden Verkehrs und Fahrradstellplätze wird der Fugenabstand des Betonpflasters in Form von Rasensteinen erhöht. Hoch beanspruchte Verkehrswege für Anlieferung und Ladetätigkeiten werden mit Ortbeton befestigt. Für die Dachterrassen erfolgt eine Flächenbefestigung mit atmungsaktivem und wasserdurchlässigem Belag in Form von gebundenen Edelsplittdecken. Sportplätze erhalten eine einheitliche Oberfläche aus versickerungsfähigem Gummigranulat, das sich in Grüntönen harmonisch in den Schulpark einfügt. Zur Vermeidung einer oberflächlichen Überhitzung werden für die befestigten Beläge helle Oberflächen in ungebundener Bauweise vorgeschlagen. Mit der Verwendung regionaler Materialien werden außerdem die Transportwege möglichst gering gehalten. Der überwiegende Anteil der Oberflächen wird von vegetativen Elementen und Naturmaterialien eingenommen. Für die unbefestigten Flächen werden Mulchmaterialien aus organischem Rindenkompost und Hackschnitzel für Fallschutzbereiche und Naturerfahrungsräume verwendet. Spielsand findet sich in den Sportanlagen (Weitsprung und Kugelstoßfeld) und in den Wasserspielbereichen und Matschgruben wieder. Aufenthalts- und Sitzmobiliar erhalten Sitz- und Tischflächen aus unbehandeltem, heimischem Hartholz aus zertifiziertem Anbau. Im öffentlichen Raum auf den Vorplätzen der Eingangsbereiche sind erhöhte Pflanzinseln mit Sitzrändern aus robusten Betonfertigteilen mit Holzsitzauflagen vorgesehen. Die einheitliche Materialsprache mit hellen, natürlichen und unbehandelten Oberflächen findet sich auch bei den Spielgeräten wieder. Für die vielfältigen Spielstrukturen werden vor allem unbehandelte Hölzer aus Lärchen- und Robinienholz in Kombination mit beigen Seilstrukturen vorgeschlagen.

Bepflanzung
Ein großer Anteil des bestehenden Baumbestands bleibt erhalten und wird in den neuen Schulpark integriert. Zusätzliche Baumpflanzungen ergänzen die vorhandenen Baumstrukturen und generieren ein kleines Schulwäldchen mit Baumhaus, Waldlabor, Kletterspiel und Naturmaterialien. Zwischen den beiden Sportplätzen bleiben Bestandsbäume bestehen, die einen Grünpuffer zwischen den Sportflächen bilden. Zur Verbesserung des Mikroklimas und als Schattenspender sind eine Vielzahl an neuen Laubbäumen, Kleingehölzen und Obststräucher vorgesehen, die einerseits eine hohe Artenvielfalt mit unterschiedlichen Blüh- und Herbstaspekten und Fruchtgenuss aufweisen, aber auch robust und standortverträglich besonders im Hinblick auf klimatische Wandelerscheinungen sind. Zusätzlich ermöglichen die Gehölzflächen aber auch die Aneignung bspw. in Form von Strauchzimmern mit Weiden- und Haselnusssträuchern, die auch Baumaterial für Baumhäuser und Weidentunnel bereitstellen. Der Schulgarten mit Hochbeeten und Gartenparzellen wird von den Kindern und Lehrkräften betreut, die dort ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen können. Eine Gartenwerkstatt mit Wasseranschluss stellt Gartenwerkzeuge zur Verfügung und animiert zum Experimentieren. Die repräsentativen Pflanzinseln der Vorplätze werden mit pflegeleichten und trockenheitsverträglichen Staudenmischungen bepflanzt. Zusätzlich ist eine Fassadenbegrünung vorgesehen, die das Gebäude gliedert und kühlt. Die Bepflanzung der vorgehängten Seilstrukturen erfolgt mit teilweise immergrünen, schlingenden Kletterpflanzen. Die Flächenbegrünung für die großzügigen Spielwiesen erfolgt mit strapazierfähigem Landschaftsrasen, der hinsichtlich der Saatgutmischung auf das benachbarte Landschafts- und Naturschutzgebiet abgestimmt ist.

Versickerung
Die Versickerung von Niederschlagswasser erfolgt direkt über die großzügigen Grünflächen. Die Gartenwege entwässern in die Pflanzflächen bzw. sind selbst versickerungsfähig. Das bezieht sich auch auf die Spiel- und Sportflächen, die alle wasserdurchlässig sind. Die befestigten Vorplätze und Fahrradstellplätze werden über die Fugen (Rasenstein) entwässert bzw. sind in Form von Ökopflastersteinen ebenfalls versickerungsfähig. Gleichzeitig wird über die Gefälleausbildung das Niederschlagswasser zu den einzelnen Pflanzinseln geleitet und dort nach dem Schwammstadtprinzip in einen unterirdischen Schotterrigolkörper geleitet, der von den Bäumen durchwurzelt wird. Die Dachflächen werden vorwiegend extensiv begrünt und das Niederschlagswasser in Form von Wasserspeicherdrainageschichten zurückgehalten und der Vegetation zur Verfügung gestellt. Überschüssiges Regenwasser wird in Rigolkörpern im Schulgarten zur Versickerung geleitet.